Was ist binokulare Rivalität?
Menschliche Augen erhalten immer identische visuelle Abbilder. Egal ob wir mit dem rechten oder mit dem linken Auge die Welt betrachten, bleibt das Bild, das wir sehen, gleich. Wird das Paradigma der binokularen Rivalität angewandt, kann dieser Sachverhalt geändert werden. Bei der binokularen Rivalität handelt es sich um eine visuelle Täuschung, die entsteht, wenn jedem Auge ein anderes Bild gezeigt wird. Das visuelle System kann unterschiedliche Bilder nicht zu einem zusammenfügen. Der Betrachter nimmt abwechselnd entweder das eine oder das andere Bild wahr. Zwischen den zwei Bildern gibt es aber ganz kurze Übergangsphasen, in denen eine Kombination von zwei Bildern wahrgenommen werden kann. Obwohl das externe visuelle Abbild immer gleich ist, ändert sich während der binokularen Rivalität die subjektive Wahrnehmung des Beobachters. Binokulare Rivalität wird deshalb oft genutzt, um den Ursprung des Bewusstseins im Gehirn zu untersuchen
Relevanz der Erforschung von binokularer Rivalität
In letzter Zeit nimmt außerdem das Interesse an der binokularen Rivalität im Kontext von neuropsychiatrischen Störungen zu. Bei Personen mit Autismus und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit und-Hyperaktivitätssyndrom) gibt es bei der binokularen Rivalität längere Übergänge zwischen den beiden Bildern als bei KontrollprobandInnen. Je länger die Übergänge dauern, desto ausgeprägter sind die Symptome der jeweiligen Störung.
Kurze Projektdarstellung
Bisherige Untersuchungen haben die Übergangsphasen als ein einheitliches Phänomen betrachtet. Es gibt jedoch eindeutige Hinweise, dass es mehrere Arten von Übergängen gibt. Diese unterschiedliche Übergänge haben vermutlich unterschiedliche Eigenschaften. In diesem Projekt wird die Vielfalt der Übergänge zwischen den beiden Bildern während der binokularen Rivalität systematisch untersucht. Wir werden die Arten der Übergänge bestimmen und die experimentellen Faktoren untersuchen, die das Erscheinungsbild der Übergänge prägen. Dieses Projekt wird unser Verständnis des Phänomens der binokularen Rivalität, und somit der neuronalen Mechanismen des Bewusstseins, vorantreiben. Darüber hinaus ist das Wissen über die Übergangstypen und ihre Eigenschaften für die weitere Erforschung neuropsychiatrischer Erkrankungen wie ADHS und Autismus wichtig.
Projektteam
Priv.-Doz. Dr.rer.nat. Natalia Zaretskaya
+43 316 380 - 5117
Institut für Psychologie
https://doodle.com/bp/nataliazaretskaya/book-a-time
ORCID: 0000-0003-4562-7045
https://neurovision.uni-graz.at/